Oder genauer: Du, die Person, die diesen Text gerade liest: Was gibt es in deiner Welt? Vermutlich siehst du gerade einen Bildschirm, deine Hände und den Ort. an dem du dich gerade befindest (Arbeitszimmer, Straßenbahn, Mensa,...).
Was gibt es außer dem, was du jetzt siehst – auf dieser Welt? Dass das Arbeitszimmer existiert - bleiben wir der Einfachheit halber bei diesem Beispiel –, ist dir recht offensichtlich.
Drum herum ist ein Haus, ein Garten, dein Nachbar - und das kannst du in kürzester Zeit mit eigenen Augen überprüfen. In etwas längerer Zeit könntest du in dein Auto oder die Straßenbahn steigen und sehen, was es in deiner Umgebung gibt, andere Häuser und andere Autos, eine Fußgängerzone und die Stadt, in der du vielleicht wohnst.
Und du hast Erinnerungen an andere Orte, deine Heimatstadt oder einen tollen Strand, wo du Urlaub gemacht hast. Auch das kannst du vermutlich wieder überprüfen. Ich denke, das Prinzip wird klar: Es gibt Dinge / Menschen / Orte, die dich umgeben, die du mit eigenen Augen gesehen hast. (Das unsere Erinnerung trügen kann und gar veränderlich ist, sei an dieser Stelle nur kurz erwähnt, würde aber zu weit führen :)
Aber alles, was es darüber hinaus in der materiellen Welt gibt, hast du durch unterschiedlichste Medien erfahren: Du “weißt” es gibt andere Orte, an denen du noch nicht warst durch Texte und - vermutlich noch viel mehr werden dir Bilder von anderen Orten einfallen. Wenn ich Paris sage, denkst du an… vielleicht den Eiffelturm, den du schon tausendmal auf Reiseführern, Postkarten oder auch Berichterstattungen gesehen hast.
Sagst du nun, du hast ihn mit eigenen Augen gesehen? Vielleicht warst du dort und ja, du hast ihn gesehen und erinnerst dich an den Blick auf oder aus dem Bauwerk. Vorher war es aber nur ein Bild, das du durch den Anblick von Fotos oder Filmen hattest.
Machen wir nun einen Zeitsprung 200 Jahre zurück - du sitzt in deinem Arbeitszimmer, es sieht nun ein bisschen anderes aus und du hast leider auch keinen Bildschirm mehr (Bildschirm, was für ein passendes Wort!).
Die Fotografie wurde noch nicht erfunden und wäre der Eiffelturm schon gebaut gewesen, hättest du bisher nur eine Malerei oder einen Kupferstich gesehen.
Auch die Eisenbahn gab es noch nicht, das Fahrrad wurde gerade erfunden… Vielleicht warst du mit der Postkutsche in Paris. Die Reise hätte aber 2 Wochen gedauert.
Was du jetzt 1823 – über die Welt wissen kannst, die deinen - vermutlich viel kleineren Bewegungsradius als heute - überschreitet, konntest du nur durch Texte und künstlerisch von Hand angefertigte Bilder erfahren.
Vielleicht würdest du dir ein Bild von anderen Orten im Kopf wirklich wie Kupferstiche oder Ölgemälde vorstellen? So wie ich mir die Kindheit meiner Mutter in den 50er Jahren in Schwarzweiß vorstelle.
Was für eine Vorstellung der Welt – Ich finde das faszinierend! Zurück heute – Du kannst dir neben diesem Tab eine Webcam vom Eiffelturm aufrufen (es ist sogar ein bewegtes Bild!). Live! So sieht es gerade dort aus (mit einer kleinen Verzögerung der Übertragung). Du kannst es also – fast wie mit eigenen Augen sehen.
Wenn ich dich also heute frage, was gibt es auf der Welt? Wie umfangreich ist deine Antwort und wie viel davon hast du nicht durch die eigenen Augen erfahren, sondern durch Abbilder in Fotografie und Film?